Samstag, 7. August 2010

Kopra – das getrocknete Kokosnussfleisch




Schlanke großgewachsene Kokonusspalmen mit meterlangen Palmwedeln prägen das Landschaftsbild der Philippinen.

Man geht davon aus,  dass auf  3,3 Millionen Hektar Land – das sind circa 25 % des bewirtschafteten Landes - etwa 330 Millionen Palmen wachsen (1). Sie produzieren nach einer groben Schätzung aus den achtziger Jahren jährlich durchschnittlich 14 Milliarden Kokosnüsse(2).

Die Palmenhaine werden von etwa 3,5 Millionen Farmern und Farmhelfern bewirtschaftet. Über neunzig Prozent der Farmen waren 1996 kleiner als fünf Hektar. Ihre Anbaufläche entsprach nur etwa einem Drittel der gesamten Anbaufläche im Land. Die Mehrzahl der Farmer sind also Kleinbauern („small holders“), die von den stärker schwankenden Koprapreisen abhängig sind und  die oft genug um ihre wirtschaftliche Existenz kämpfen müssen. Zwei Prozent der Farmen waren größer als 20 Hektar, repräsentierten aber 45 Prozent der gesamten Anbaufläche (3).

Die Kokospalme („cocos nucifera“) selbst wollen wir hier nur kurz streifen. Im Regelfall begegnen wir auf den Philippinen nur der klassischen hoch wachsenden Palmenvariante mit einer maximalen Höhe von 25 -30 Metern. Daneben gibt es in der jüngeren Gegenwart Hybrid- und Zwergvarianten wie den „Tall X Dwarf“, der nur etwa vier Meter hoch wird. Die Fruchtbildung setzt hier früher ein und kann  sich auf 150 – 180 Früchte pro Jahr belaufen. Die Setzlinge dieser Zwergvariante kosten ein Mehrfaches des klassischen Palmensetzlings und ihr Kaufpreis übersteigt oft die Investitionsmöglichkeiten kleinerer Farmer.

Die traditionelle Palmenart beginnt in der Regel ab dem fünften bis siebten Jahr Früchte zu tragen. Es gibt aber auch Palmen, die durchgängig unfruchtbar bleiben. 1989 wurde berichtet, dass mehr als  ein Viertel der Bäume auf den Philippinen über sechzig Jahre alt seien. Die „senilen“ Palmen bringen wenig oder keinen Fruchtertrag.(4).

Die Früchte sind für den Botaniker übrigens keine Nüsse, sondern Steinfrüchte wie die die Pfirsiche oder Kirschen. Gewicht und Anzahl der  eiförmigen Rohfrüchte schwanken stärker. Man geht von einem Normalgewicht von 1-2 kg aus. In der Regel produziert ein Baum 30 – 50 Nüsse pro Jahr. Bei exzellenten Bedingungen kann die Zahl der jährlichen Früchte auf etwa 100 steigen. Die Kokospalme trägt ganzjährig. Geerntet wird häufig alle 45 Tage oder achtmal im Jahr. Die Kokospalme, die bis zu neunzig Jahre alt werden kann, braucht relativ wenig Pflege – man nennt sie deshalb scherzhaft auch „Frucht des faulen Mannes“ („crop of lazy man“).

Nach der Blüte erreichen die Früchte nach etwa sechs Monate ihre volle Größe. Reif werden sie aber erst nach etwa einem Jahr. Nun können sie zu Boden fallen oder werden von mutigen Kletterern gepflückt. Meistens werden sie aber mit langen Stangen, an denen ein Messer befestigt ist, geerntet. In Thailand und Malaysia werden bei der Ernte der Früchte auch Affen eingesetzt.

Über den Schalenaufbau einer Kokosnuss informiert die nachfolgende Grafik.



Die Farbe der Rohfrucht („Exokarp“) ist zunächst grün und wird später bräunlich. Die eigentliche Nuss („Endosperm“)   macht nur 35 – 45 % des Gesamtgewichtes aus. Junge, noch unreife Früchte verfügen über einen Drittel bis einen Liter Fruchtwasser, das man als Durststiller gerne trinkt. Mit zunehmender Reife verringert sich das mitunter etwas trübe Fruchtwasser, das irrtümlichweise mitunter auch „Kokosmilch“ genannt wird. Die eigentliche Kokosnussmilch entsteht erst, wenn man das Kokosnussfleisch raspelt und dann vielleicht mit einem Tuch die süßliche Milch aus den Fleischraspeln herausdrückt. Verweisen wir auch noch  auf die „Augen“, die auch in den Legenden weiter unten angesprochen werden. An diesen Stellen ist die Schale dünner. Durch eine der drei Poren dringt ein neuer Pflanzkeimling.
 
Kopragewinnung

Als erstes wird man die rohe Frucht aufbrechen müssen, um die Faserschicht von der hölzernen Schale zu trennen. Diese kann manuell geschehen, indem man die Nuss gegen eine harte auf einem Holzbock befestigte Spitze treibt. Geübte Arbeiter können auf diese Weise etwa 2000 Nüsse täglich schälen. Mittlerweile gibt es aber auch schon Maschinen, die 2000 Nüsse in der Stunde schaffen.

Was kann man mit der Faserschicht („coconut coir“) machen? Die Fasern finden unter anderem Verwendung bei der Herstellung von Tür- und Frostschutzmatten, Schnüren und Seilen. Vor einigen Jahren wurde berichtet, dass einige deutsche Automobilwerke planen, den Faserstoff bei der Fertigung von Sitzpolstern einzusetzen. 

Aber noch sind wir noch nicht beim Fruchtfleisch – dem Ausgangsstoff der Kopra – angekommen. Im nachfolgenden geben wir nur eine von mehreren Methoden wieder, um eine Kokosnuss zu öffnen. Man schlägt zuerst mit einem Hammer und einem Schraubenzieher Löcher in die dunkleren Keimlöcher an der schmaleren Seite der Nuss und entnimmt das Kokoswasser. Danach klopft man mit der Rückseite eines Küchenmessers solange entlang einer gedachten Linie im unteren Drittel der Nuss, bis sich ein Riss bildet, den man dann weiter vergrößert.

Auch die harten Schalen lassen sich verwenden.  Die Hausfrau verwendet die halbierte Schale oft zum Polieren ihrer Böden. Zumeist dienen die Schalen jedoch als „Charcoal“, als Heizmaterial. Auch gewinnt man mehr und mehr Treibstoff aus ihnen. Nach dem „Cracking“  wird das Endoderm – das Nährgewebe – in kleinere Stücke geschnitten und getrocknet.. Verschiedene Wege der Trocknung bieten sich an. Die Trocknung in der Sonne ist langwieriger. Auch ist hier die Gefahr von Schimmel- und Insektenbefall gegeben. Das so gewonnene „weiße Kopra“ wird oft der „schwarzen Kopra“ vorgezogen. Letztere erhält man bei einer Trocknung über Feuer. Als dritter Weg bietet sich die maschinelle Lufttrocknung an. Mit Preisabschlägen muss man rechnen, wenn die getrocknete Kopra noch einen Feuchtigkeitsgehalt von zwanzig Prozent und mehr hat. Angestrebt wird ein Feuchtigkeitsgehalt von unter sechs Prozent, da man zum Beispiel Fäulnis und Schimmelbildung auf den Schiffspassagen vermeiden will.  

Ölgewinnung und -verwendung

Das aromastarke „Virgin Coconut Oil“ erhält man durch kalte Pressung des frischen Fruchtfleisches. Das Bioprodukt ist reich an Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen. Es dient oft der Geschmacksverfeinerung und findet unter anderem in der Kosmetikbranche Verwendung.

Im Regelfall wird die Kopra, die jetzt etwa einen Fettanteil von etwa 70 % aufweist, in Fabriken weiterverarbeitet. Sie wird nochmals gewaschen, getrocknet, geschreddert, gekocht, raffinert, gebleicht, desodoriert und auch gehärtet. Hitze und Chemikalien kommen dabei zum Einsatz. Der ausgepresste Koprakuchen findet als Viehfutter Verwendung. Endprodukt ist ein Öl oder – sofern gehärtet – ein festes Kokosfett („Palmin“). Das feste Fett hat seinen Schmelzpunkt bei etwa 25 Grad, es spritzt wegen des geringen Wassergehaltes bei höheren Temperaturen kaum und ist länger haltbar.

Kokosnussfett setzt sich vorwiegend aus mittelkettigen Fettsäuren zusammen und weist zu 92 % ungesättigte Fettsäuren auf. Nur sieben Prozent des Öls sind einfach ungesättigt, ein Prozent mehrfach ungesättigt. Der hohe Anteil gesättigter Fettsäure hat zu Image- und Vermarktungsproblemen geführt. Man befürchtet(e), dass durch den hohen Anteil gesättigter Fettsäuren die Menge an „schlechtem“ LDL - Cholesterin beim Konsumenten ansteigt und zu Herz- und Gefäßerkrankungen führt. Der Disput hierüber hält noch an. Verteidiger des Kokosfetts verweisen darauf, dass das Kokosöl in Form der einfach gesättigten Laurinsäuren auch über „gutes“ HDL-Cholesterin verfügt und ein erhöhter negativer Cholesterinspiegel sich nicht zwangsläufig einstellen muss, sondern von individuellen Faktoren abhängig sei.

Kokosfett ist zunächst als Speisefett ein Nahrungsmittel und wird auch zur Herstellung von Margarine, Kuvertüren und Glasuren verwendet. Weniger bekannt ist, das es auch als Rohstoff in der fettsäurenbasierten Öl- und Glyzerinchemie dient. So fungiert das Öl unter anderem als Rohstoff bei der industriellen Produktion von Schmiermitteln, Biodiesel, Herbiziden, Detergentien, Seifen und Waschmitteln. Folgt man einem Beitrag von Elfrank Jadusale, dann überwiegt mit sechzig Prozent sogar die industriell- chemische Nutzung (5). 

Die spezielle Situation auf den Philippinen

Die Anbaufläche  hat sich mit ca. 3,3 Mio. Hektar in den letzten Jahren kaum vergrößert. Flächenmäßig dominiert auf den Philippinen der Reisanbau mit 4,5 Mio. Hektar. Beim Reis ist die Anbaufläche von 2007 auf 2009 um fünf Prozent gewachsen.
Die Produktivität der Kokosnussflächen auf den Philippinen ist – gemessen in kg pro Hektar – ist im internationalen Vergleich mit 4400 kg unterdurchschnittlich (2004). Die Produktionsmenge von 2007 – 2009 verzeichnet leichte Steigerungsraten und wird für das Jahr 2009 auf 15,7 Millionen Tonnen eingeschätzt.

Weit über die Hälfte der Kokosnussproduktion kam landesweit mit 59 % von der Insel Mindanao. Hier ist insbesondere die Davao Region mit einem Anteil von 17 %  zu benennen. Es folgt die Insel Luzon mit 23  %. Reisanbaugebiete auf Luzon sind insbesondere die Regionen von Calabarzon (9%) und Bicol (8%). Die Kokosnussregionen gehören zumeist zu den ärmsten Regionen der Philippinen.

Stärker schwankend war der durchschnittliche Pesobetrag, den der der Farmer für das Kilogramm Kopra erhielt:  2007: 17,7 Pesos  // 2008:  22,9 Pesos //  2009:  13,7 Pesos // Mitte August 2010:  leicht über 20 Pesos.

Die Philippinen erzielen durch den Export von Kokosnussprodukten nennenswerte Devisenerlöse. Exportiert wird die getrocknete Kopra und Öl. 2008 wurden.143.000 Tonnen Kopra vor allem in die USA exportiert, die Menge fiel 2009 auf 116.000 Tonnen.
Eine fallende Tendenz zeigt sich auch beim Export von Kokosnussöl. 2007 wurden noch 889.000 Tonnen, 2008 850.000 Tonnen und 2009 nur noch 833.000 Tonnen exportiert. Man hat dies insbesondere auf einen die durch die Weltwirtschaftskrise bedingten Nachfragerückgang zurückgeführt. Lag der Weltmarktanteil 2006 noch bei 52 %, so sank er 2007 auf 43 %.  Noch sind die Philippinen die Weltmarktführer im Export von Kokosnussöl. Diese Spitzenposition wird aber zusehends von Indonesien, das bereits schon beim Palmölexport eine herausragende Stellung im Weltmarkt hat, bedroht.

Der Weltmarktpreis für Kokosnussöl ist im Verlauf des Jahres 2010 übrigens kräftig gestiegen (6).

Um die Ernteerträge zu steigern, müssten die philippinischen Farmer in die Lage versetzt werden, ihre alten Kokosnussbestände durch neue, junge (Hybrid-) Pflanzen zu ersetzten. Ein besseres Bewässerungssystem und der zumindest gelegentliche Einsatz von Dünger wäre gleichfalls zu wünschen. Aufgrund fehlender Bekämpfungsmittel fielen schon Millionen von Bäumen Pilz- und Virenerkrankungen zum Opfer. Der Virus Cadang-Cadang hat ganze Plantagenwälder langsam zum Absterben gebracht. Der schwarzen Nashornkäfer (Oryctes rhinoceros) frisst die Blüten und ist auch ein ausgemachter Schädling. Schließlich sind auch die Trocknungsverfahren oft nicht adäquat. 
  
Weltweite Konkurrenz anderer Pflanzenöle

Es soll weltweit über 1000 Pflanzen geben, aus denen man Öl herstellen kann. Das Kokosöl stößt also auf ein breites Konkurrenzumfeld. Und in der Tat rangiert es im Hinblick auf den Absatz wohl nicht zu den Spitzenreitern. Nach Wikipedia deckt das Kokosöl – trotz weltweiter Verdoppelung der Produktionsmenge seit den achtziger Jahren - gerade mal acht Prozent des weltweiten Verbrauchs.  Hier eine Auflistung der Spitzenreiter aus den Jahren 2008/9 -  in Millionen Tonnen - (7) : 

Palmöl (Frucht):   41,3   //  Sojaöl:  37,5 // Rapsöl:  18,2 // Sonnenblumenöl:  9,9 // Erdnussöl:   4,8 // Palmkernöl:   4,8 // Kokosnussöl:  3,5 // Olivenöl:  2,8     ………

Ein paar kurze Anmerkungen noch zu dieser Auflistung. Palmöl dominiert – auch wegen eines Preisvorteils - den weltweiten Markt bei Pflanzenölen. Nun darf man dieses Öl der Ölpalme (elacis guineendis) nicht verwechseln mit dem der Kokosnusspalme (cocos nucifera). Die Ölpalme ist eine andere Pflanzenart, die in Plantagen zu 85 % in Indonesien und Malaysia angebaut wird. Markant sind hier Fruchtstände, die bis zu 50 kg schwer sein können und mehrere Tausend Früchte haben können. Palmöl (46 % gesättigte Fettsäuren) wird aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme, Palmkernöl (80 Prozent gesättigte Fettsäuren) aus den  Kernen der Ölpalme gewonnen.
Wer aus gesundheitlichen Gründen auf einen hohen Anteil einfach gesättigter  Fettsäuren Wert legt, der muss zum Olivenöl (73 %), Rapsöl (55 %), Erdnussöl (48 %) oder Sesamöl (10 %) greifen.

Die weltweiten Ölpreise steigen in letzter Zeit in breiter Front stärker an. Das ist u.a. auf die zunehmende Produktion von Biodiesel und Ethanol und eine verstärkte Nachfrage aus Indien und China und zurückzuführen.  

Legenden

Es wäre sehr verwunderlich, erschiene  die Kokosnusspalme - als  „tree of life“ – nicht auch in philippinischen  Legenden und Märchen. In der nachfolgenden Legende taucht sie schon in den Frühtagen der Schöpfung auf.

Gott Bathala und die Palme 

In Urzeiten  herrschten über das Universum lediglich drei Götter. Gott Bathala war für die damals noch öde Erde zuständig. Der Schlangengott Ulilang lebte in den Wolken. Vom geflügelten Gott Galang wird nur berichtet, dass er gerne reiste.  Die drei Götter lebten vor sich hin und wussten zunächst nichts voneinander.

Eines Tages trafen sich Bathala und der Schlangengott. Aber schon nach drei Tagen und Nächten kam es zu einem Machtkampf zwischen den beiden. Man einigte sich auf ein Duell, bei dem Bathala den Schlangengott tötete. Schnell verbrannte er dessen Überreste. Besser verlief das Zusammentreffen mit dem Flügelgott Galang. Die beiden wurden sogar Freunde und lebten jahrelang zusammen. Da aber wurde Galang sehr krank. Vor seinem Tod bat er Bathala, er möge ihn dort bestatten, wo er auch die Asche des Schlangengottes Ulilang  vergraben hatte. Bathala tat, wie ihm geheißen.

Aus dem Grab der beiden Götter wuchs danach ein hoher Baum mit einer großen runden Frucht – eine Kokosnusspalme. Bathala nahm die grüne Frucht vom Baum und schälte sie. Die harte Nuss erinnerte ihn an den Kopf des Flügelgottes Galang. Hatte sie nicht wie er zwei Augen, eine flache Nase und einen runden Mund? Und  wiesen die langen Palmblätter nicht auf die Flügel des befreundeten Gottes Galang hin? Der harte, etwas unschöne Stamm der Palme kam ihm wie der Schlangenkörper des getöteten Rivalen Ulilang vor.

Die Kokosnusspalme war Bathala so bedeutsam, dass er befand, jetzt könne er mit der Schöpfung auf Erden beginnen. Er schuf die Vegetation, Tiere und die ersten Menschen. Für letztere war mit dem „Tree of Heaven“ nunmehr gesorgt. Aus dem Stamm der Palme baute Bathala ein erstes Haus. Fleisch und Saft dienten der Ernährung der Menschen. Auch die Blätter und Blattfasern konnte man nutzvoll verwenden.  

Kopfgeburten

Ein anderes Märchen berichtet von einem reichen Ehepaar auf Negros, das einen großen Garten mit Bäumen und  quengelnde Tochter hatte. Eines Tages bittet das Kind um eine Kokosnuss. Man beachte, sie benennt eine Frucht, die es am Ort noch nicht gab. Doch Kokosnüsse waren nicht vorhanden. Man bietet dem Kind ersatzweise diese und jene Frucht an. Doch die kleine Göre leibt stur und hartnäckig. Da ruft die Mütter ärgerlich aus: „Soll doch eine Kokosnuss auf deinem Kopf wachsen!“. Der Himmel verdunkelte sich,  ein starker Wind kam auf und das Mädchen war urplötzlich verschwunden.

Am nächsten Morgen entdeckte man an der Stelle, an der das Mädchen verschwunden war, eine Pflanze. Die Eltern pflegten und hegten die Pflanze, die dann zu einem Baum mit runden Früchten heranwuchs. Später, als die Menschen die Frucht aßen,  assoziierten sie das Kokosnussfleisch immer wieder mit dem Körper des Mädchens. Und das Kokoswasser erinnerte sie an die Tränen, die beiden Löcher and die Augenhöhlen des Mädchens.
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Das letzte, hier wiedergegebene Märchen handelt von der Sultanstochter Putri auf Mindanao.  Sie war so schön und charmant, dass die Zahl ihrer Verehrer nicht abreißen wollte. Der Vater drängte seine einzige Tochter zur Heirat, er wollte nicht ohne männlichen Nachkommen sterben. Schon war ein Ausscheidungswettbewerb unter den Kandidaten angesetzt.

Da begegnet Putri im Sultansgarten dem jungen und schönen Gärtner Wata-Mama.  Der Gärtner gesteht ihr seine Liebe und gesteht ihr, dass auch er von königlicher Abstammung sei. Seine Eltern seinen jedoch schon in frühen Kindheitstagen getötet worden. Die Prinzessin ist gerührt und erwidert die Liebe. Doch dann kommt ein Bösewicht in Gestalt eines eifersüchtigen Generals. Er schlägt Wata-Mama nieder und köpft ihn danach.  Auch in diesem Märchen wächst an der Stelle, wo der Kopf begraben wurde, zunächst eine Pflanze, später eine Palme, die bis ans Fenster der Prinzessin reicht und deren runde Frucht an den Kopf des getöteten Liebhabers gemahnt. 

© Wolfgang Bethge, in 2010 

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(1)   Biofuels Database East Asia,in:
http://www.asiabiomass.jp/bioifuelDB/philippines/contents003.htm
(2)   Philippine Coconut Industy Situationer2, in:
http://blog.agriculture.ph/tag/philippine-coconut-industry

(3)   Menchie Flores-Obanil, Agrarian Reform in Coconut Area Vital to the Devolpment http://www.centrosaka.org/agrarian_reform/issues_campaigns/agri_coco.html

(4)   Moog / Faylon, Integrated Forage – Livestock Systems under Coconuts in the Philippines, in: http://aciar.gov.au/system/files/node/304/pr32chapter31.pdf

(5)   Elfrank T. Kadusale, Coconut – A tree of Life, in: http://www.dipologcity.com/coconutinsert.htm

(6)   Daten in diesem Kapitel vorwiegend aus: Bureau of Agricultural Statistics Philipines, Selected Statistics on Agriculture 2010, http://countrystat.bas.gov.ph/documents/ssa_2010.pdf

(7)   Vegetable fats and oils, in: http://en.wikipedia.org/wiki/Vegetable_fats_and_oils

Mittwoch, 21. Juli 2010

Dugongs (Seekühe) auf den Philippinen



Anfang des vergangenen Jahrhunderts gab es Dugong-Populationen in den philippinischen Gewässern – noch zuhauf. Schon ein Lexikon des 17. Jahrhunderts zeigte sich in seinem Philippinenbeitrag besonders beeindruckt über die

"... weiberfische, weil sie an ihrem kopfe, gesichte, halse und brüsten den weibs-personen etwa gleich sehen und noch mit den männlein sich paaren. Sie sind ohngefehr so groß wie ein kalb, und ihr fleisch schmeckt wie rindfleisch . Man fanget sie mit netzen von stricken gemacht, die so dicke sind als ein manns-finger und wann sie gefangen worden, pflegt man sie mit wurff-pfeilen todt zu schiessen" (1).

Gemeint sind offensichtlich die Dugongs. Man schätzte das Fleisch der „Baboy-dagats“(Meeresschweine) und stellte ihnen mit Speeren, Netzen, Harpunen oder auch Dynamit in den weiten Seegraswiesen nach.

Heute gibt es nur noch vereinzelte Restbestände an Dugongs auf den Philippinen. Ihre Gesamtzahl ist unbekannt. Man geht aber nur noch von kleineren Beständen aus. Dugongs stehen auf der internationalen IUCN – Liste, d. h. auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten. Die philippinische Regierung hat  Schutzbestimmungen erlassen, die das Jagen, Töten der Tiere oder den Fleischhandel unter relativ strenge Strafe stellen.  Machen wir uns mit den Tieren etwas näher bekannt. 

Zur Biologie

Dugongs sind pflanzenfressende Säugetiere, die ausschließlich in der See leben. Der langgestreckte Körper erwachsener Tiere ist spindelförmig und kann – insbesondere bei weiblichen Tieren - eine Länge von maximal drei Metern und ein Körpergewicht von 300 kg erreichen. Insofern sind Vergleiche mit Kälbern und Kühen gerechtfertigt. Die Körperhaut ist bei erwachsenen Tieren grau, relativ dick und an einzelnen Körperpartien haarig.


Dugongs habe eine breite horizontale Schwanzflosse, die wippend der Vorwärtsbewegung dienen sowie kleinere, paddelförmige Brustflossen, die auch eine Steuerungsfunktion haben. Eine Rückenflosse fehlt. Charakteristisch ist weiterhin der runde, nach unten gerichtete Schnauze. Die muskulöse, seitlich mit dicken Quastenborsten versehene Oberlippe  kann das relativ kleine Maul  abdecken.

Als Säugetiere müssen Dugongs so etwa alle drei bis vier Minuten an die Wasseroberfläche auftauchen, um Luft zu schöpfen. Der Stoffwechsel ist relativ niedrig, die Tiere bewegen sich relativ langsam, nur ausnahmsweise werden sie bis zu 20 km schnell. Die eher scheuen, friedlichen Dugongs leben gerne in Herden in den warmen, flacheren Gewässern der Tropen und Subtropen. Sie sind auf das Vorhandensein von Seegraswiesen angewiesen und vertilgen bis zu 25 kg Seegras pro Tag.  Sicher mit ein Grund dafür, dass es nur sehr wenige Zoos auf der Welt gibt, die Seekühe halten. Mit pfeifenden, zirpenden auch meckernden Lauten kommunizieren die Tiere untereinander.

Dugongs können ein beträchtliches Alter erreichen. Man findet in der Literatur Hinweise, dass sie bis zu 70 Jahre alt werden können. Die Reproduktionsrate ist aber eher klein. Sie erreichen erst ab dem neunten, zehnten Jahr die Fortpflanzungsreife und können dann – nach einer fast einjährigen Tragezeit und in drei- bis vierjährigem Abstand – ein größeres Kalb werfen, das sich bis zu 18 Monate von der Muttermilch nährt.

Wir sprachen von einem eher kleineren Bestand an Seekühen auf den Philippinen. Ursachen für die starke Dezimierung der Zahl der Tiere waren die frühere aktive, mittlerweile prinzipiell verbotene Jagd und das - unter anderem durch Verschmutzung bedingte -  kontinuierliche Verschwinden der Seegraswiesen. Heute überwiegen eher zufällige Verluste durch Fischernetze oder Bootspropeller.

Zahlenmäßig nicht näher bestimmte Populationen von Seekühen finden sich auf den Philippinen heute vor allem noch an den Küsten von Palawan, im Sulu-Archipel, den Gewässern der Inseln Ramblon und Guimares, der Ostküste Luzons (Isabela und Quezon Provinz) sowie der Pujada Bay in Davao Oriental.

Neben relativ strengen gesetzlichen Regulierungen finden auf den Philippinen auch von verschiedenen Organisationen durchgeführte Informations- und Schulungsveranstaltungen statt, die dem verstärkten Schutz der Tiere dienen sollen. Es gibt auch Zeitungsberichte, wonach Einheimische gestrandeten Tieren wieder ins Wasser halfen. Illegale Fänge dürften aber immer noch stattfinden.

Legenden

Die Seekühe hat man immer wieder Seenixen (mermaids) in Verbindung gebracht. Auch die Philippinen kennen solche Legenden, in denen die Nixen meist in verführerischer Gestalt auftreten. Es werden in der Regel Knaben und junge Männer verschleppt und verführt.

Im Internet fand sich noch eine andere – wir meinen besonders infame – Legende, die zwar einen Gegenwarts-, aber sicherlich keinen Realitätsbezug hat.
Sie steht mit dem Bau der Brücke von San Juanico (Samar-Leyte Region) in Verbindung. Zu Zeiten des Brückenbaus stellte Einheimische fest, dass immer mehr Kinder verschleppt wurden. Die Gerüchteküche fing an zu brodeln. Eine Legende, die eine Erklärung liefern sollte, wurde gestrickt. Sie geht etwa wie folgt:

Imelda Marcos war angeblich für den Brückenbau verantwortlich. Doch dieser verzögerte sich immer wieder. Der Legende nach soll sie in ihrer Verzweiflung einen Wahrsager konsultiert haben. Dieser orakelte ihr, die Brücke würde erst dann fertig, wenn frisches Kinderblut auf die Brückenteile fließen würde. So wurden - der blutrünstigen Mär zufolge - Kinder in ihrem Auftrag gekidnappt und wohl auch aufgeschlitzt.

Dann aber sah eine wütende Seenixe das blutige Geschehen und sie verfluchte Imelda Marcos. Nach dem Fluch wurde die Haut von Imelda schuppig und sie roch nach Fisch. Und dies sei der Grund, warum sie seither lange Kleider trägt und so oft wie möglich badet.  

© Wolfgang Bethge, in 23010

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(1) Jacob Christof Iselin, Neu-vermehrtes historisch- und geographisches allgemeines Lexicon, Band 3, Seite 905
(2)  Quelle: http://www.filipinoforum.net/phpBB3/viewtopic.php?f=6&t=53

Freitag, 2. Juli 2010

Der Balete-Baum



Den knorrigen Balete-Baum kann man als wild wachsenden oder auch Kulturbaum fast überall in den Tropen finden. So hat angeblich schon Robinson Crusoe zunächst in einem Balete-Baum gewohnt. Auf den Philippinen ist er in fast allen Landesteilen anzutreffen. Die Bezeichnungen können auch „Banyan-Tree“ oder “Balite-Tree“ lauten. Es handelt sich aber immer Feigenbäume (Ficus). Von den weltweit über 800 Arten kommen etwa zehn Arten auf den Philippinen vor.

I. Zur Biologie des Baumes

Der Baum gehört zu den Aufsitzerpflanzen, d. h. die - vielleicht von Vögeln transportierten - Früchte können sich auch auf anderen Wirtsbäumen entwickeln. Sie ernähren sich von dem dort befindlichen Substrat. Später erdrückt er mitunter den Wirtsbaum und lässt ihn absterben. Der Balete-Baum hat einen kurzen Stamm mit grau-glatter Borke, eine breite Baumkrone und erreicht normalerweise eine Höhe von 10 – 20 Metern.

Die Äste sind breit ausladend. Aus den Seitenästen entwickelt sich ein ganzes Netz von tentakelartigen, nach unten wachsenden und sich zunehmend verbreiternden Luftwurzeln. Haben diese den Erdboden erreicht, setzt beim Baum ein Wachstumsschub ein, gleichzeitig wandeln sich die Luftwurzeln in Stützwurzeln. Bald integrieren sie sich in den Hauptstamm und sind von diesem kaum mehr zu unterscheiden. Das Wurzelwerk ist flach und breit auslaufend.

Die oval- bis herzförmigen Blätter sind als Schösslinge zunächst rötlich gefärbt und wachsen dann zu ledrigen, grün glänzenden, sechs bis neun Zentimeter langen Blätter aus. Nach einem Jahr erfolgt ein Blattabwurf und Neuaustrieb. Die kleinen Blüten und Früchte bieten keine Besonderheit.

II. Wirtschaftliche Verwertung

Der wirtschaftliche Nutzen hält sich in Grenzen. Das Weichholz des Balete-Baumes gilt nicht als besonders hochwertig. Der Latexsaft enthält auch Kautschuk, wird aber offenbar kaum genutzt. Mitunter werden aus den jungen Luftwurzeln Seile gefertigt. In der Volksmedizin verwendet man den Sud der Rinden zur Linderung von Hauterkrankungen und zur Wurmbekämpfung.

Der Balete-Baum ist aber durch seine breite Baumkrone ein relativ schöner Baum, den man an Allen und in Parks anpflanzen kann. Ältere Bäume können ein touristischer Anziehungspunkt sein. Damit sind wir beim nächsten Kapitel.

II.Alte und markante Bäume auf den Philippinen

Insbesondere drei Balete-Bäume werden aufgrund ihres Alters und ihrer Größe in der Literatur besonders gewürdigt und herausgestellt.

Sprechen wir zunächst einen Baum in der kleinen Ortschaft Maria Aurora (Provinz Aurora) an. Er ist eine Touristenattraktion und steht in der Lichtung eines Balete-Parks. Dieser Aurora-Baum erreicht eine Höhe von etwa 65 Metern. Stamm und oberirdisches Wurzelwerk nehmen die beachtliche Fläche von etwas über 16 Metern ein. Es heißt, sechzig Erwachsene seien nötig, um ihn mit den Armen zu umspannen. Das Bauminnere mit seinem breiten Wurzelwerk bietet dem Neugierigen – neben dem fast unvermeidlichen Vogeldung und auch Spinnweben – beschränkte Klettermöglichkeiten, kleinere Höhlen und Durchgänge an. Insbesondere die Klettermöglichkeiten sollen 2010 aber bereits schon zu Baumschäden geführt haben.

Es gibt offenbar keine zuverlässige Altersangabe zum Baum. Es heißt nur, der Baum sei über 600 Jahre alt – eine Formulierung, die das wahre Alter offen lässt. Manchmal wird vermutet, der Balete-Tree in Aurora sei der „oldest and biggest tree in Asia“ (1). Diese Vermutungen kann man aber in Zweifel ziehen. So gibt es zum Beispiel in Indien artverwandte Bayan-Bäume, deren Baumkronen allein schon über 400 Quadratmeter betragen. Und bei dem nachfolgend vorgestellten Balete-Baum in Canlaon /Lumabao haben Botaniker der Diliman-University immerhin ein Alter von etwa 1360 Jahren unter Heranziehung wissenschaftlicher Methoden ermittelt.

Damit sind wir bei dem anderen Baumveteranen, der auch als „Wonder Balete“ bezeichnet wird und seit über 1000 Jahren in der Gemeinde Lumabao inmitten einer Reis- und Kaffeeplantage auf Negros wächst. Um seinen Stamm plus oberirdischen Wurzelwerks zu umfassen, bedarf es 42 Leute. Das sind – wie auch immer - knapp zwanzig Personen weniger als beim offensichtlich jüngeren Balete-Baum in Aurora. Auch dieser Baum kennt eine Art Höhle im Bauminneren. Man nennt ihn auch „Wonder-“ oder „ Christmas-Tree“, weil zu nächtlicher Stunde oft Tausende von Leuchtkäfern sein Blattwerk umfliegen.



Kaum Daten gibt es zu dem auf über 400 Jahre Alter geschätztem Balete-Baum in der Ortschaft Lazi auf Siquijor. Sein Blattdach soll jedoch über einen Hektar Land abdecken. Der als mythische und „ghoulish“ (schaurig) erachtete Baum mit seinen vielen Wurzel-Tentakeln wird mitunter als „abode of evil“ (Sitz des Bösen“ bezeichnet. „ At night, with its creepy extended branches and hanging roots, it can be mistaken as a monstrous swamp creature to grab everything within its reach(2).

III. Märchen, Fiktion, verwunschene Orte

Der verwachsenen, unheimlich wirkenden Gestalt des Balete-Baumes begegnen wir immer wieder in philippinischen Mythen. Zumeist sind die damit im Zusammenhang stehenden Geschichten und Personen etwas gruselig. Eine Ausnahme macht vielleicht das nachfolgende Märchen von Turad und Pintas.

Das Märchen von Turad und Pintas

Es erzählt uns von der etwas überraschenden Entstehung des Balete-Baumes.

Es lebte einst die junge Pintas. Sie war so schön und anmutig, dass der Strom ihrer Verehrer nicht abreißen wollte. Sie versuchten, mit Geschenken Pintas zu beeindrucken und brachten ihr musikalische Ständchen, in denen sie ihre heiße Liebe bekundeten. Immer wieder beschwor Pintas ihre Verehrer, von ihr abzulassen. Sie sollten sich keine Hoffnung machen. Aber immer wieder gab es neue Anläufe ihrer Verehrer.

Dabei hatte sie sich doch schon längst in einen jungen Burschen aus der Nachbarschaft verguckt. Es war der kräftige und mutige Turad. Die beiden verliebten sich ineinander. Sie spazierten am Flussufer und pflückten wilde Blumen.„ How happy they were“.

Ihre Liebe sollte doch auf die Probe gestellt werden. Die gute Pintas wurde wankelmütig, als sie einem noch größeren und schönen Verehrer begegnete. Zunächst zaudert sie und geht auf die neuen Liebesofferten kaum ein. Aber dann gibt sie nach und akzeptiert den neuen Verehrer.

Turad ist nicht verborgen geblieben, dass Pintas seine Begegnung scheut. Diese macht sich aber dennoch auf den Weg, um dem traurigen Turad unter Tränen von ihrer neuen Liebe zu berichten.

Da aber verwandelt sich die anfängliche Trauer Turads in Zorn. „Du sollst ihn nicht heiraten! Wir werden zusammen sterben!“, ruft er mit lauter Stimme aus. Plötzlich verschwanden die beiden vom Erdboden und es wuchs ein großer, immergrüner Baum. Eine Ranke begann, neben dem Baum zu wachsen. Sie kletterte den Baum hoch und verweilte auf seinen Ästen.


Nach dem Volksglauben wurde aus Turad der Baum, aus Pintas die Rebe. Beide zusammen bildeten nun den Balete-Baum. Das Märchen bleibt uns jedoch die Antwort schuldig, warum ein Balete-Baum in der Regel viele und nicht nur eine Luft- oder Stützwurzel hat.

Wohnsitz der Fabel-Ungeheuer Kapre und Tikbalang

Der Balete-Baum ist nach der philippinischen Mythologie auch Wohnsitz des bärtigen Kapre und des Pferdedämons Tikbalang.

Der menschenähnliche Kapre erreicht eine Körpergröße von zwei bis drei Metern. Der braun-schwarze, mächtig stinkende Körper ist stark behaart und zottelig. Die grünen Augen haben Tellergröße. Am liebsten sitzt er im Balate-Baum und pafft dort seine Zigarren, die durchaus Armlänge erreichen können. Er ist weniger bösartig und kann - insbesondere gegenüber Frauen – sogar freundschaftlich auftreten. Aber er spielt gerne auch Streiche, so zum Beispiel wenn er mit einem Vogelzirpen Wanderer in die Irre führt und im Kreis laufen lässt.

Der schwarze Pferdedämon Tikbalang ist ein Zwitterwesen, halb Mensch, halb Pferd. Kopf und Hufe sind erinnern an ein Pferd, nur der Körper hat menschliche Gestalt. Sitzt er rauchend im Gestrüpp, dann reichen seine Knie doch bis zum Kopf. In seiner körperlichen Nacktheit kann er auch schon einmal seine „private parts“ – sprich seine Geschlechtsteile – offenbaren. Leise „Tik -Tik“ – Laute aber auch sein penetranter Ziegengeruch weisen auf seine Nähe hin (3).

Der Spuk will noch nicht enden

Märchen werden auch heutzutage von der Filmindustrie produziert. 2008 wurde auf dem Metro Manila Film Festival der Phantasyfilm „Dayo“ vorgestellt. Er erzählt unter anderem die Geschichte des elfjährigen Bubuy, der in der Höhle eines Balete-Baumes ein Feuer entzündet und daraufhin von den langen Wurzeln des verletzten Baumes verfolgt wird.

2006 ertrank in Pasonanca, einem Vorort von Zamboanga, ein Jugendlicher in einem Pool. Er war das siebte Todesopfer durch Ertrinken in diesem Pool. Die Bewohner des Barangays führten die Todesfälle auf einen Balete-Baum zurück, der in der Nähe wuchs und forderten dessen Abholzung(4).

Schließlich wollen wir noch den „Balete Drive“ in Quezon City erwähnen. Die Straße ist schon lange Zeit als „Geister-Strecke“ bekannt. Insbesondere eine oder mehrere „White Lady(s)“ treiben hier zu nächtlicher Stunde angeblich ihr Unwesen. Deshalb wird von Fahrten in der Nacht grundsätzlich abgeraten. Sollten diese dennoch unumgänglich sein, so sollte man während der Fahrt tunlichst nicht in den Rückspiegel schauen und darauf achten, dass auch der Rücksitz besetzt ist. Denn was könnte der furchtsame Blick dort wahrnehmen? Nach Berichten von nicht wenigen Augenzeugen - eine langhaarige, nur mit einem weißen Gewand bekleidete Frauengestalt, wahlweise ohne Gesicht oder auch mit einem bluttriefendem Gesicht.

Zum abschließenden Trost sei jedoch auch vermeldet, dass der Balete-Tree nicht nur mit Unheimlichem in Verbindung gebracht wird. Wäre dem so, hätten die alten Bäume nicht so einen Besucherzulauf. Er gilt zum Beispiel auch als vorzüglicher Rekultivierungs-Baum. So plant zum Beispiel der Ort Kapangan in der Provinz Benguet gegenwärtig 20.000 Balete-Bäume neu anpflanzen.

© Wolfgang Bethge, in 2010

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(1) Inquirer.net in: Strong as the “Balete”, http://newsinfo.inquirer.net/inquirerheadlines/nation/view/20090619-211313/Strong_as_the_%91balete%92
(2) Übersetzung: „Nachts kann man wegen der langen Zweige und hängenden Wurzeln in ihm ein Sumpf-Ungeheuer irrigerweise vermuten, das nach allem, das sich in seiner Reichweite befindet, greift“, in: The oldest tree in Siquior, http://www.dumagueteinfo.com/oldest-tree-siquijor.php
(3) Vgl. Wolfgang Bethge, Creatures of Midnight – Philippinische Spuk- und Schreckensgestalten, in: http://bethge.freepage.de/creatures3.html
(4) Balete Tree culprit in Pasonanca drowning?, http://www.sunstar.com.ph/static/zam/2006/02/10/feat/balete.tree.culprit.in.pasonanca.drowning.html

Dienstag, 15. Juni 2010

Der wunderliche Fisch Baka-bakahan




1996 war auf einer philippinischen Briefmarke ein etwas bizarr gestalteter Fisch abgebildet, der im Deutschen mit der etwas schamvollen Bezeichnung „Gehörnter Kuhkofferfisch“ belegt ist und der – wenn es nach ihm ginge - wohl eher auf seinen ziervolleren lateinischen Namen „Lactaria cornuta“ verweisen würde. Im Tagolog heißt er „Baka-bakahan“ und die für das Tagalog oft typische Silbenverdopplung bei Namen zeigt schon, dass er auch auf den Philippinen zu Hause ist.

Was hat es nun mit dem knochig wirkenden Fisch und den so deutlich ausgeprägten Hörnern auf sich? Der Gehörnte Kuhkofferfisch gehört mit über 25 Arten zur Familie der Kofferfische (box fishes) und ist in den Küstengewässern des indopazifischen Raums in Tiefen bis zu 100 Metern anzutreffen. Er kann eine maximale Länge von bis zu fünfzig Zentimetern erreichen. Normalerweise trifft man jedoch nur kleinere erwachsene Exemplare zwischen zehn und zwanzig Zentimetern an. Die Grundfärbung der Haut ist zumeist blassgelb und weist verstreute weiß-blaue Tupfer auf. Es gibt aber auch grüne und orangenfarbige Farbvarianten. Der kastenförmige Körper ist mit knochenartigen Platten bedeckt. Aufgrund der harten, wabenartigen Armierung hat man den Kuhkofferfisch auch schon als „schwimmenden Panzer“ bezeichnet. Die bei Fischen sonst üblichen Kiemen sind durch ein kleines Loch oder Spalt ersetzt.

Die Flossen sind, auch um Fressfeinde abzuwehren, scharf und spitz. Besonders lang ist die Schwanzflosse, die vor allem bei Fluchtreaktionen eingesetzt wird. Die Brustflossen können sich probellerartig bewegen. Dies gestattet ein angelartiges Auf- und Abschwimmen ohne Vor- oder Rückwärtsbewegung. Mit dem nach unten gesenktem, röhrenförmige Maul und den großen Lippen sucht der Baka-bakahan unablässig nach Nahrung und wirbelt dabei oft durch das Blasen eines Wasserstrahls den Sand auf. Beutetiere für die Allesfresser sind u.a. Algen, kleine Weichtiere, Krebschen und kleine Fischchen.

Das eigentlich Charakteristische des Fisches sind jedoch die beiden weißlichen, hornartigen Auswüchse am oberen Kopfende. Sie erinnern etwas an Kuhhörner und gaben dem Fisch seinen Namen. Auch unter dem Schwanz finden sich hornartige Auswüchse, die mit dem Alter wachsen. Die Hörner können sich regenerieren und sollen durch ihre (angedeutete) Sperrigkeit wohl das Gefressenwerden erschweren. Zu den wenigen Fressfeinden gehört u.a. der Thunfisch.

Neben den spitzen Flossen und den hornigen Auswüchsen schützt sich der Fisch auch durch Giftabsonderungen. In Stresssituationen – das zeigen insbesondere Aquarienbeobachtungen – penetriert er aus seiner Haut das Gift Ostracitoxin (Pahutoxin), ein Nervengift. Es kann andere Fische töten.

Ob und inwieweit der Fisch selbst giftig ist, ist leicht umstritten. Es gibt sehr vereinzelte Stimmen, die dies behaupten. Wir fanden im Internet auch eine Stelle, die - ohne nähere Erläuterungen - davon ausgeht, dass ein Japaner sich mit einem „Cowfish“ tödlich vergiftet hätte (1). Andererseits finden sich im Internet mehrere Texthinweise, dass das Fleisch nicht giftig sei, Gift würde nur in Stresssituationen Gift produziert werden (2). Ein Verfasser bemerkt, dass es sich bei dem Kuhfisch um einen „extremely tasty fish" handele, an dem jedoch – aufgrund seiner Knöchrigkeit – nicht viel dran sei (3). Auch Bekannte des Verfassers behaupten, der Fisch sei nicht giftig. Ein Handels- oder Konsumfisch ist der Baka-bakahan jedenfalls nicht. Sollten dennoch Gelüste nach diesem hageren Fisch bestehen, sind vorhergehende Erkundigungen In Bezug auf die Giftigkeit des Fleisches bei Fischern in jedem Falle ratsam.

Dem Fisch wird nur sehr eingeschränkt ein wirtschaftlicher Wert zugesprochen. Hin und wieder werden die Fische getrocknet und als Ornamentschmuck verkauft. Mehr und mehr beginnen sich jedoch die Aquarienfreunde für den Baka-bakahan Fisch zu interessieren. Man schätzt seine besondere Körperform, seine Neugierde und relative Zahmheit. Angeblich lernt er auch, aus der Hand zu fressen. Manche finden die halbkreisförmigen Augenlinsen attraktiv. Diesen Vorzügen stehen jedoch auch Nachteile gegenüber. Der gehörnte Kuhfisch ist parasitenanfällig und verträgt sich wenig mit anderen Fischen, die er auch töten kann. Die Haltung wird deshalb nur sehr erfahrenen Aquarianern empfohlen.

Welche Gründe könnten evolutionsgeschichtlich zu solch einem wunderlichen Gestaltwandel geführt haben? Der Kuhkofferfisch hat zu dieser Frage bislang hartnäckig geschwiegen. Wie gut, das uns ein philippinisches Märchen einen Erklärungsansatz bietet. Nachfolgend eine Kurzform des Märchens „Warum der Fisch Baka-bakahan Schuppen und Hörner hat“ (1):

Zu der Zeit, als Himmel, Wasser und Erde noch ungeteilt waren und veritable Götter das Sagen hatten, da tummelte sich auch schon der kleinere Fisch Baka-bakahan in der See. Noch hatte er eine feine, dünne Haut. Ihm stellten ja keine Fressfeinde nach. Plötzlich aber stellte sich eine Naturkatastrophe ein. Die Wasserpflanzen starben ab, Hungersnöte kamen auf und der Jagddruck der größeren auf die kleineren Fische intensivierte sich. Die Zahl der Baka-bakahan dezimierte sich rapid.

In ihrer Not wandten sich die Baka-bakahans an den Seegott Amanikable und baten um seinen Schutz. Der Seegott hatte ein Einsehen und schenkte den jammernden Fischen eine dickere Haut. Diese half jedoch nicht viel. Wieder wurden die Baka-bakahans bei Amanikable vorstellig. „Wir werden alle zugrunde gehen, wenn du uns nicht bewaffnest. Könnten wir nicht auch einen Dreizack haben?" Amanikable lehnte diesen Wunsch jedoch ab. Er wollte nicht das Zeichen seiner Macht abgeben.

Das fortgesetzte Weinen der Fische rührte ihn jedoch. Er verlieh ihnen deshalb wesentlich dickere Schuppen und zusätzliche Hörner zu ihrem Schutz. Und diese göttliche Intervention kennzeichnet den Fisch auch noch heute.


Vermutlich würden auch Evolutionstheoretiker das etwas sonderbare Aussehen des Kuhkofferfisches als spezielle Entwicklung eines Schutzmechanismus interpretieren. Unser Märchen nimmt insoweit einen wissenschaftlichen Erklärungsansatz vorweg.

© Wolfgang Bethge, in 2010
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(1) Cowfish (Umisuzume, Lactoria diaphana) Poisoning with Rhabdomyolysis, in: http://www.jstage.jst.go.jp/article/internalmedicine/47/9/47_853/_article
(2) http://www.reefcentral.com/forums/showthread.php?s=&postid=8468416
(3)http://www.tripadvisor.in/ShowTopic-g147319-i71-k704851-Pastelillo_de_Chapin-Puerto_Rico.html
(4) Längere Märchenfassung in: Josef Genzor, Philippinische Märchen, Hanau/Main, 1987 (vergriffen)

Mittwoch, 5. Mai 2010

"Gottes berufener Sohn" Apollo C. Quiboloy



Fundament und Bezugsrahmen der tiefen Religiosität der Filipinos war über Jahrhunderte der katholische Glaube. Er prägte und prägt immer noch Staat und Gesellschaft. Mit der amerikanischen Kolonialisierung und dem parallel stattfindenden Zustrom amerikanischer Missionare unterschiedlichster Glaubensrichtung setzt jedoch ein Prozess ein, der am Fundament des traditionellen Katholizismus auf den Philippinen zumindest nagt.

Es sind insbesondere die zumeist protestantisch ausgerichteten charismatischen Pfingstbewegungen, die verstärkt Zulauf finden. Schon wird deren Anteil auf knapp zehn Prozent der Bevölkerung geschätzt (1). Auch innerhalb der katholische Kirche formieren sich – wie das Beispiel von „El Shaddai“ (2) oder „Couples for Christ“ zeigt – charismatische Strömungen mit zumindest neuen Stilen des religiösen Erlebens.
Die durch die Verfassung verbürgte Religionsfreiheit auf den Philippinen gibt aber auch merkwürdig anmutenden Gestalten und Gottesverkündern Raum. Zu nennen wäre hier u. a. der mittlerweile verstorbene Gründer der Iglesia Ni Cristo Felix Manalo, der sich zum „Letzter Prophet Gottes“ erhob. In neuerer Zeit macht jedoch eher eine andere Person verstärkt von sich reden, die sich „Appointed Son of God“ tituliert und dem „Kingdom of Jesus Christ, The Name above Every Name“ (KGC) vorsteht. Es ist Apollo C. Quiboloy. Die Mitgliedsstärke seiner Glaubensgemeinschaft wird von der amtlichen Religionsstatistik noch nicht ausgewiesen. Quiboloy selbst beziffert sie auf sechs Millionen, davon sollen zwei Millionen im Ausland leben.

Frühe Jahre

Apollo C. Quiboloy ist 1950 als jüngstes von neun Kindern in Davao in einer ärmlichen Familie geboren. Schon die Geburt ist mit himmlischen Zeichen verknüpft. Mutter Maria sieht ein Gottesanlitz vom Himmel strahlen und eine Stimme sagte zu ihr: „Dies ist mein Sohn.“ Die Wahrnehmung der älteren Schwester ist profaner. Sie erblickt bei der Geburt von Apollo „nur“ einen großen Adler, der sich auf das Haus niederlässt (3).   Die Familie wechselt später vom katholischen Glauben zu der Glaubensgemeinschaft der „United Pentecostal Church“, einer Pfingstbewegung amerikanischen Ursprungs.

Mit vierzehn Jahren erscheint ihm im Traum die Vision eines riesigen Sterns am Himmel. Der Stern stürzt mit langem Flammenschweif auf die Erde und verursacht dort ein riesiges Chaos. Nachts darauf sieht er ein Gottesbild und er erfährt:
 “ Noch bevor der große Tag des Herrn kommt, wird sich die Sonne verdunkeln und der Mond wird bluten ….  Wenn du mich suchst, wirst du mich finden (4).

Die frühreligiösen Erfahrungen legen es nahe, dass Quiboloy nach dem Besuch der High School in den Dienst seiner Glaubensgemeinschaft tritt. Er besucht die Bibelschule und missioniert ab 1974 im Auftrag seiner Angehörige des B`laaan Stammes am Mount Kitbog. Immer wieder begegnen ihm in dieser Zeit Wunder. Er hat Visionen – zum Beispiel sieht er 1974 in einer kleinen Kapelle in Tamayong plötzlich himmlische Besucher durch die Tür treten. Sie schreiten zur Kanzel und salben ihn mit einem duftendes Öl. Die Kirchenbesucher selbst bleibt dies natürlich verborgen. Noch monatelang soll der Duft des Öles am Gewand des Priesters haften geblieben sein. Bis zu sieben Mal am Tag predigt Quiboloy in dieser Zeit. Er sei eine „preaching machine“, sagen viele und meinen damit sein außerordentliches rhetorisches Talent.

Er wird von Gott zu einem anderen Berg, dem Mount Tamayong , geführt. Fünf Jahre – von 1975 bis 1980 - lebt er dort auf einem nur hektargroßen Grundstück.  War bei Johannes dem Täufer oder Jesus Christus die Wüste der Ort der teuflischen Versuchungen und der inneren Einkehr, so ist es im Falle von Quiboloy der Mount Tamayong. Angeblich werden hier alle möglichen Dämonen und Teufel auf ihn losgelassen; Gottvater öffnet ihm alsdann die Augen und verkündigt ihm schlussendlich: “Now, you are My Son.“ Quiboloy bezeichnet später diesen Lebensabschnitt als „Training in the University of Spirit“ und behauptet allen Ernstes, dass über fünf Jahre seine „Manna“ ausschließlich Bananen waren (5).

Er nimmt den Gemeindedienst wieder auf, trennt sich nach fünf Jahren 1985 jedoch von der United Pentecostal Church. Fünfzehn Glaubensbrüder folgen ihm auf seinem Weg. Er gründet – wiederum einer göttlichen Weisung entsprechend - eine eigene Kirche, das „Kingdom of Jesus Christ“, das mitunter noch den Namenszusatz „The Name above Every Name“ trägt. Wir wollen hier nicht in die etwas krude, teilweise bibelgestützte, die Dreieinigkeit verneinende Theologie des Apollo Quiboloy eintreten und verweisen in diesem speziellen Zusammenhang auf einen anderen Quiboloy-kritischen Artikel (6). Fügen wir doch jedoch an, dass sich Quiboloy als berufener Sohn Gottes sieht. Jesus Christus war Gottes eingeborener, fleischgewordener Sohn im „jüdischen Setting“ und hat dort wohl auch seine Aufgabe erfüllt. Er, Quiboloy, ist der König des neuen geistlichen Königreiches und für die adamischen, d. h. nichtjüdischen Rassen zuständig.
 
Die Expansion der neuen Kirche

Zählte seine Gemeinde 1985 nur fünfzehn Mitglieder, so ist deren Zahl der Gläubigen nach eigenem Bekunden mittlerweile auf vier Millionen im Inland und zwei Millionen im Ausland angestiegen. Längst gibt es „Chapters“ im Vorderen Orient, in den USA und in Europa. Auch für Interessenten in Deutschland gibt es zwei Kontaktadressen.
1988 fanden die ersten religiösen Zusammentreffen in Manila zum Beispiel noch in einer Garage statt. 1989/19990 konnte man in Catipinan schon ein Grundstück mit acht Hektar Fläche erwerben und darauf die „Cathedral of Jesus Christ“ sowie das nach den Vornamen seiner Eltern benanntes „Jose-Maria College“ bauen.

Die Hauptzentrale residiert heute in einem weitläufigen, zehn Hektar großen und gut gepflegten Park in Davao City, dem „Neuen Jerusalem“. Des Öfteren sichtet man dort auch kircheneigene Luxuswagen – ein Zeichen, das der „König“ des Reiches Christi nicht unbedingt darbt.

Den raschen Mitgliederzuwachs verdankt Quiboloy vor allem auch seiner frühen, wirkungsvollen Medienpräsenz. Zunächst bucht er nur einige Missionsstunden bei privaten Rundfunkanstalten, beginnt dann aber ab 2004 mit dem systematischen Aufbau eigener Sender. Er gründet das sendestarke „Sunshine TV“ zunächst in Davao, später in Manila. 17 weitere Radiostationen und zwei Zeitungen kommen hinzu. Heute ist Quiboloy als „Tele-Preacher“ eine Medienpersönlichkeit.

Finanziert wurde und wird die Expansion der Kirche durch Spenden und den „Zehnten“, der vom Einkommen der Gläubigen erhoben wird. Geld fließt auch karitativen Einrichtungen wie der „Children´s Joy Foundation unter dem Dach der „Sonshine Philippines Movement“ zu.  Damit kommen wir zum Umgang mit den Gläubigen.
Die Führung der Gläubigen

Kirchen haben in der Regel einen Moralkodex. Der Kodex des  „Kingdom of Jesus Christ“ ist auf dem Papier relativ  streng und detailliert und erinnert an den von Iglesia ni Cristo. So heißt es in einem Gründungsartikel - hier in deutscher Übersetzung:

 „Wir missbilligen alle Aktivitäten, die einem guten christlichen und gottesfrommen Leben nicht förderlich sind. Dazu gehören Theateraufführungen, Tänze, Make-up, alle Kleidung, die den Körper plötzlich (?- W.B. ) entblößt; materiell motivierte Sport- und Unterhaltungsveranstaltungen sowie verderbliche Programme und Musik. Weiterhin sind Tabak in jeder Form, berauschende Getränke und vulgäre Ausdrucksformen verboten. Wir missbilligen es, wenn unsere Mitglieder zu Hause ein Fernsehgerät haben (7)“.

Das schreibt er 1985. Ironie der Zeitgeschichte ist jedoch, dass heutzutage die Gläubigen ein Fernsehgerät besitzen müssen, um die TV-Predigen ihres Kirchenführers zu verfolgen.

Mit der revolutionären, maoistisch orientierten NPA hat Quiboloy nichts am Hut. Er brüstete sich einmal, dass er 20.000 seiner Gläubigen mit M16-Gewehren ausrüsten könne, damit sie gegen die NPA  zu Felde ziehen (8).

Anfeindungen

Die wenig systematische, aber publikumswirksame Lehre Quiboloys findet nicht nur Zustimmung. Einer seiner kritischen Kommentatoren schreibt:

 „This guy is teaching some weird stuff (seltsames Zeug), and he really likes to talk about himself … It sounds spiritual, but it is bunch of nonsense, written to deceive“(9).

Vielleicht hat der Kritiker auch recht, den seine Verkündigungen sind zum Teil abstrus, so wenn er um 2000 den Ort Tamayong zum Sitz der göttlichen Regierung auf Erden erklärt oder im Dezember 2004 verkündigt, Gott hätte ihm als Erbe die „Power of the Air“ verliehen.

Andere Kritiker sehen in ihm einen Häretiker und Antichristen (9) und verweisen dabei insbesondere auf Matthäus 24:4-5, einer Bibelstelle im Neuen Testament, in der vor dem Auftauchen falscher Propheten gewarnt wird (6).

Mit einem seiner Kritiker, dem Pastor Eli Soriano, hatte Quiboloy keinen zimperlichen Umgang. Er, Soriaro, sei schon für die Hölle bestimmt - so tönte Quiboloy - und würde in den nächsten Monaten an einer unheilbaren Krankheit sterben. Auch die Anhänger von Soriano würden dasselbe Schicksal erleiden, wenn sie sich nicht zur Umkehr entschlössen. Quiboloys Prophetie in Bezug auf seinen Kritiker und dessen Gefolgsleute traf jedoch glücklicherweise nicht ein.

In der Gunst der politischen Prominenz

Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo nebst Vizepräsident Noli de Castro hatten Quiboloy schon im Mai 2004 ihre Aufwartung gemacht. Der Besuch der Präsidentin wiederholt sich im November 2007. Man trifft sich im „Prayer Center“ in Davao.

Noch mehr politische Prominenz läßt sich am 2. Mai dieses Jahres anlässlich seines 60. Geburtstags auf dem 10-Hektar großen „Sunshine Land“ blicken. Zu den Gästen zählte unter anderem Manny Villar, Gilbert Teodore, Eddie Villanueva. Loren Legarda, Binay und der frühere Präsident Joseph Estrada. Man hofiert ihn. Was für eine bedenkliche politische Hommage für einen Priester, der von nicht wenigen auch als „Falscher Prophet angesehen wird! Nur Noynoy Aquino und der streng katholische Max Roxas ließen sich anläßlich der Feier wegen „anderwärtiger dringender Verpflichtungen“ entschuldigen.

Mit zur Feier eingeladen hat der ledige Quiboloy nicht weniger als 50.000 Kinder, die für eine kurze Zeit in eine Art Disney-Welt eintauchen dürfen. Für sie gibt es in rauen Mengen Kuchen, Eiscreme und bunte Luftballons.

Die hinaus gezögerte Wahlkampfempfehlung

Auf den Philippinen fordern einige Führer religiöser Gemeinschaften, wie z. B. die der Iglesia ni Cristo, die Blockwahl ihrer Gläubigen. Auch von Quiboloy erwarteten viele führenden Politiker eine für sie günstige Wahlprognose beziehungsweise Wahlempfehlung. Hatte er nicht schon den Wahlsieg von Joseph Estrada und Gloria Macapagal-Arroyo richtig vorausgesagt?

Doch Quiboloy zögert diesmal längere Zeit. Er hat nur „cloudy visions“. Angeblich bedrängt ihn Im Traum die Ex-Präsidentin Corazon Aquino ihren Sohn und Präsidentschaftskandidaten Benigno Aquino III zu segnen. Er kann aber nur für ihn beten. Dann erscheint ihm nachts seine Mutter. Sie bittet ihn, er solle doch den Präsidentschaftskandidaten Manny Villar segnen.  Ein Bekannter ersucht ihn, dem Verteidigungsminister Gilbert Teodoro seinen Segen zu geben. Ein Dilemma tut sich für Quiboloy auf. Wem unter den nicht wenigen Kandidaten soll er seinen Segen erteilen? Seine Entscheidung verzögert sich immer wieder aufs Neue. Am 3. Mai 2010 berichtet der Philippine Star, er hätte sich nun für Gibo Teodoro entschieden (10).  
Es scheint sich jetzt doch nur noch um eine politische Empfehlung und keine Prognose auf den Wahlausgang zu handeln. Denn ein kurzer Blick in die aktuellen Umfrageergebnisse der Tageszeitungen hätte Quiboly belehren müssen, dass Gibo Teodore mit nur etwa neun Prozent Zustimmung nur geringe Außenseiterchancen auf das Präsidentenamt hat (11).  Oder hat ihn am Ende sein Gott verlassen?

© W. Bethge, Mai 2010
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(1) http://en.wikipedia.org/wiki/Protestantism_in_the_Philippines
(2) Vgl. meinen Artikel: Das versprochene Glück – Mike Velarde und seine charismatische El Shaddai – Bewegung, in: http://bethge.freepage.de/el_shaddai.htm
(3) http://www.kingdomofjesuschrist.org/2/PACQ/life_and_calling.html
(4) http://www.kingdomofjesuschrist.org/2/kn/ascent_to_the_throne2.html
(5) http://www.kingdomofjesuschrist.org/2/PACQ/life_and_calling.html
  (6) "Pastor" Apollo C. Quiboloy: False Prophet, in:    http://kuyakevin.blogspot.com/2007/08/pastor-apollo- c-quiboloy-false-prophet.html
(7) zitiert nach: God’s Newest Son, in: http://www.letusreason.org/Cults20.htm
(8) Jeffrey M. Tupas, Slay of tribal leader stirs Pastor Quiboloy-NPA word war, in: http://naijapinoy.wordpress.com/way-hinungdan/slay-of-tribal-leader-stirs-pastor-quiboloy-npa-word-war/
(9)  Vgl. http://remnantradio.org/Mirror/www.jesus-is-savior.com/Wolves/apollo_c_quiboloy-false_prophet.htm
(10) It's Gibo for Pastor Quiboloy, Philippine Star, 03.05.2010
(11) http://www.philstar.com/Article.aspx?art...ubCategoryId=63

Dienstag, 12. Januar 2010

Gast sein: Tischsitten und Essen



Es rauschte gewaltig im philippinischen Blätterwald und die Kommentierungen in den philippinischen Internetforen wollten nicht abreißen. Demonstranten zogen mit Schildern wie „Respect cultural diversity“ vor der kanadischen Botschaft in Manila auf und der Sprecher des philippinischen Außenministeriums sprach von einem „diskriminierenden Akt“ und einem „Affront gegen die philippinische Kultur“, manch andere von Rassismus. Was war geschehen?

Ein kleiner siebenjähriger Junge, der auf eine kanadische Schule ging, sagte zu seiner Mutter: „Mommy, I don’t want to eat anymore“. Auf weiteres Befragen stellte sich heraus, dass sich der kleine Luc, der stets mit Löffel und Gabel sein Essen zu sich nahm, von einem Schulaufseher schon zehnmal aufgefordert wurde, sich bei seinen Mahlzeiten abseits von seinen Schulkameraden zu setzen. „Er äße wie ein Schwein“, kommentierte später der Schulleiter (1).

Nehmen wir den Vorfall in Kanada zum Anlass, uns mit philippinischen Tischsitten und einigen Speisen näher zu beschäftigen. Sie hat sich noch am ursprünglichsten auf dem Land, in der Provinz erhalten. In der „Upperclass“ und der gepflegten Gastronomie der Großstädte hat sich freilich der ursprüngliche Stil des Essens im Zeichen der Globalisierung schon verflüchtigt und sich weitgehend westlichen Standards angepasst.

Essen

Wir wollen nicht bestreiten, dass es auch in westlichen Ländern eine gehobene gesellige Esskultur insbesondere an Festtagen gibt. Dennoch findet sich mehr und mehr Fastfood auf den Tellern, das man hastig und oft allein. Essen ist vielfach nur noch eine kurze notwendige Unterbrechung zwischen zwei Arbeitsstrecken.
Auf den Philippinen hat das Essen noch stärkere soziale Funktionen, auch wenn die allgemeine Armut oft nur einen einfachen Speiseplan zulässt. Häufig erlaubt der Geldbeutel eben nur Fisch und Reis, angereichert durch etwas Gemüse. Essen gehört dennoch mit zu einem erfüllten Leben. Man isst, um zu leben - aber man lebt auch, um zu essen. Beim Essen im Kreis der Familie, Freunden und Bekannten stellt sich in der Regel die gesuchte soziale Harmonie ein.

Die Bedeutung des Essens auf den Philippinen wird auch an einem anderen Tatbestand deutlich. Man isst nicht unbedingt mehr, aber wesentlich häufiger. Zum klassischen Frühstück, Mittagessen und Abendessen kommen traditionell die Snacks der Morning-Merianda (später Vormittag) und die der Afternoon-Merianda (später Nachmittag). Die Snacks können bestehen aus Fischbällchen, Balut-Enteneier, jungem Kokosnussfleisch (buko), Plätzchen oder Skyflake-Keksen.

Die Essenszeiten können sich nicht nur im familiären Kreis in die Länge ziehen. Bei etlichen ausländischen Unternehmen auf den Philippinen waren die langen Kantinenessenszeiten der philippinischen Mitarbeiter schon Konfliktstoff. Ausländer, die mit einer Filipina verheiratet sind, machen häufiger die Erfahrung, dass die Mahlzeit ihrer Frau länger dauert. Es dauert eben länger, bis die letzte Fleischfaser von der Fischgräte oder dem Knochenfleisch gelöst ist.

Noch trifft man auf den Philippinen weniger übergewichtige Personen an. Dennoch ist die Zahl der Diabetes- und Cholesterinerkrankungen stark im Anstieg begriffen. Das kann an einer verbesserten Messmethodik liegen. Auch der häufig anzutreffende Bewegungsmangel liefert eine Ursache. Zu nennen ist aber auch die starke Verwendung des cholesterinhaltigen Kokosnussöls bei der Zubereitung von Speisen sowie ein ausgeprägtes Faible für Süßigkeiten. Der Warenbestand mancher Sari-Sari Shops besteht zu mehr als einem Drittel aus Süßigkeiten.

Gast sein

Die Gastfreundlichkeit der Filipinos ist sprichwörtlich. Es kann vorkommen, dass man als Fremder plötzliche den Zuruf hört „Come and eat“ oder „Sir! Kain Tayon“ (Essen wir zusammen). Als freundlicher Zeitgenosse werden sie zunächst antworten, dass sie keine Umstände machen wollen. Versuchen sie herauszubekommen, wie ernst die Einladung gemeint ist. Ein schroffes Nein wird oft als beleidigend empfunden – flüchten sie sich lieber dankend in die Ausrede, sie hätten leider schon gegessen und seien noch satt.

Wenn sie sicher sind, daß der freundliche Gastgeber nicht sein letztes Huhn schlachtet, sollten sie die Einladung wahrnehmen. Ein paar Förmlichkeiten gilt es zu beachten. Treffen sie nicht zu vorzeitig ein. Eine leichte Verspätung wird eher respektiert. Sie sollten abwarten, welcher Platz am Tisch ihnen zugewiesen wird. Am Kopfende sitzt in der Regel der Gastgeber. Beginnen und beendigen sie nicht selbstständig das Essen.

Was habe ich zu erwarten? Vielleicht haben sie sich vor ihrer ersten Reise auf die Philippinen, in der Literatur etwas kundig gemacht und sind auf Ungeheuerliches gestoßen. Sie haben gelesen, dass die philippinische Küche auch vereinzelt folgende Mahlzeiten bereithält: Ziegen- und Hundefleisch - „Adidas“ (Hühnerfüße) - Kurbata“ (Hühnerhälse) - „Betamax“ (Tierblutriegel) - Iud“ (Hühnergedärme).Sicherlich diese Gerichte gibt es auf den Philippinen. Nach Hundefleischgerichten wird man schon sehr gezielt suchen müssen. Sie können jedoch ziemlich sicher sein, dass man ihnen als Gast dererlei Randständiges nur auf eigenen Wunsch hin vielleicht offerieren wird. Möglicherweise erwartet sie auch eine durchaus exquisite Küche in Gestalt von köstlichen Fleischgerichten, delikaten Meeresfrüchten, exotischen Früchten, erfrischenden Fruchtsäften oder süßem Naschwerk.

Abfolge

Wird ihnen als Gast ein besonderer Respekt gezollt, dann kann es vorkommen, dass man ihnen beim Essen den Vorrang gibt und sie zunächst alleine am Tisch sitzen. Die übrigen Familienmitglieder finden sich erst später ein, denn der Gast soll sich ja das Beste in aller Ruhe aussuchen können. Früher oder später werden sie vermutlich darauf drängen, diesen Usus nicht mehr zu praktizieren.

Wundern sie sich nicht, wenn vor der Mahlzeit das Kreuz geschlagen wird oder ein (stummes) Gebet gesprochen wird. Für Westler ist es manchmal ein eigenartiges Gefühl, wenn er wieder in ein ihm kaum noch bekanntes religiöses Bezugsfeld einbezogen wird.

Bezüglich der Speiseabfolge gibt es kein so strenges Konzept. Der Filipino liebt es, auf alles zugleich zugreifen zu können – die Suppe, den Appetizer, das Hauptgericht und das Dessert. Alles ist integraler Bestandteil der Mahlzeit. Bei üppigeren Gängen wird man das hausgemachte Halo-Halo-Eis später serviert. Das klassische Halo-Halo-Eis erhält die vielfach anzutreffende Violettfärbung durch die Ubi-Pflanze. Käse, Schokolade oder die Jack-Fruit können weitere Aromastoffe liefern.

Trinken gehört zum Essen. Als Westler sollten sie industriell abgefülltem und kontrolliertem Mineralwasser den Vorzug geben. Es enthält keine oder nur wenig Kohlensäure. Nicht jeder sensible Magen verträgt das lokale Brunnen- oder Leitungswasser. Sofern sie nicht in einem Abstinenzlerhaushalt gelandet sind, wird ihnen auch Alkohol diverser Art angeboten. Stellen sie sich darauf ein, dass nicht nur die Deutschen schwere Trinker sein können.

In Haushalten, die auf die Einhaltung von Förmlichkeiten Wert legen, sollten sie sich am Tisch möglichst nicht die Nase putzen, schmatzen oder schlürfen. Das gilt als unfein. Auf ein „Bäuerchen“ reagiert man liberaler, gilt es doch als Zeichen, dass es ihnen geschmeckt hat. Stören sie sich nicht, wenn ein Essensteilnehmer mit angezogenem Knie den Fuß auf seinem Stuhl platziert hat.

Traditionell findet nach dem Essen ein geselliger Plausch statt. Gerne spricht man über die Familie und die Kinder. Politische Themen sollten zumindest zunächst ausgeklammert werden. Sind sie mit dem Essen fertig, dann legen sie das Besteck auf den Teller. Über die weitere Resteverwertung sollten sie sich keine Gedanken machen. Es können noch weitere Nahrungsverwerter folgen – Hauspersonal, Bekannte und Verwandte und last, not least die immer hungrigen Hausschweine und Hofhunde.

Ohne Reis geht es nicht

Eine Mahlzeit ohne die obligatorische Schüssel Reis ist auf den Philippinen kaum vorstellbar. Für den Filipino ist eine Mahlzeit ohne Reis keine Mahlzeit. Auslandsfilipinos äußern nach einem Kartoffelgericht häufig, sie seien noch nicht satt. Und die Kalorienstatistik gibt ihnen recht: Hundert Gramm Reis haben fast fünfmal soviel Kalorien wie die entsprechende Menge an Kartoffeln.
Reis gibt ihn in Dutzenden von Varianten - auch schon zum Frühstück. Der durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Verbrauch auf den Philippinen liegt bei etwa 110 kg, in Europa bei weniger als 10 kg pro Kopf (3). Zuweilen wird der Reis in eigenartigen Kombinationen gegessen. Wir denken hier nicht nur an Knoblauch, sondern an Kombinationen mit Sojasoße, Essig, Ketchup, Kondensmilch, Kakao oder Kaffee.


Gemüse und Salate und Dipping-Soßen („Sawsawan“)


Eine Vielzahl von Gemüsesorten können sie erwarten. Wir belassen es hier bei einer Auflistung, bezüglich der Zubereitung sei auf Kochbücher verwiesen (2):
„Alugbati“, eine spinatartige, krautige Kletterpflanze mit purpurnen Stängel und eiförmigen grünen Blättern. Sie wird beim Kochen leicht schleimig // „Ampalaya“, die Bittermelone // „Puso“, gekochte Bananenblüte // „Kalabasa“, gekochter, meist süßlich schmeckender Kürbis // „Camote“, längliche purpur- bis gelbliche Süßkartoffel, die als Windengewächs nicht mit der uns bekannten Kartoffel verwandt ist und viel Zucker und Stärke enthält // Aubergine oder Eggplant // Die vielseitig verwendbare „Gabi“ oder Toropflanze, bei der sowohl die Wurzel; Stängel, Blüten und die großformatigen Blätter verwandt werden können // Die Vitamin C reiche „Malunggay“- Pflanze, deren Blätter sich auch als Rohkost eignen //Der Sumpfkohl oder Wasserspinat „Kangkong“, den man roh, blanchiert oder gekocht mit Soja-Soße und Essig konsumieren kann // Die stärkehaltigen Wurzeln des Maniok-Strauches, die wegen ihres Blausäuregehaltes aber gekocht werden müssen. Die Blätter eignen sich als Salat. // Mungo-Bohnen // Pechay“ oder China-Kohl // „Sitaw“ oder String-Beans (längliche Bohnen) // Die hochwachsende, nährstoffreiche „Ubi“ oder „Yam“ Pflanze, mit dem purpurrotem Stamm und einem Wurzelstock, den man zumeist mit Kokosmilch und Rohrzucker kocht. // Eingelegte Papaya

Ohne Soßen oder Marinaden ist ein philippinisches Gericht unvollständig. Sicherlich der Koch würzt auch, aber in aller Regel entscheidet der Speisende selbst, welches Würzmittel zu seinem Gericht am besten passt. Man schätzt die Geschmackskombination von süß, sauer, bitter oder salzig. Dabei kommt eine ganze Palette von Würzmitteln und Marinaden in unterschiedlichen Mischungen in Betracht. Hier einige Beispiele:
Essig in Kombination mit Sojasoße („toyo“) und Kalamansi-Zitronensaft // Salzige Fischsoße („Patis“) oder ihre Schwester die Fischpaste „Bagoong“, deren Geruch manchen Westler das Fürchten lehrt // Chili und zerstoßene Ingwerwurzel („luya“)
Dem Philippinen-Besucher wird sicherlich auch auffallen, dass die Filipinos einen starken Hang zum Süßen haben. Es gibt unter anderem gesüßtes Brot, gesüßte Spaghetti, gesüßte Würste und gesüßten Banana-Ketchup.

Fingeressen (Kamayan Style)


In den ländlichen Provinzen wird teilweise noch – wenn auch immer seltener – mit den Fingern gegessen. Auf Besteck wird dabei verzichtet.


Um eventuellen naserümpfenden Einwänden zu begegnen sei angemerkt, dass das Essen mit Gabel und Messer sich als neue Sitte im bürgerlichen Europa erst im 19. Jahrhundert durchgesetzt hat. Den Löffel kannte man hier schon seit Urzeiten, das Messer wurde nur zum mundgerechten Zerteilen von Portionen eingesetzt, die man dann mit den Fingern in den Mund beförderte. Unter dem Stichwort Essbestecke entnehmen wir Wikipedia: „Luther klagte 1518: „Gott behüte mich vor Gäbelchen.“ Erasmus von Rotterdam präzisierte wenig später: „Was gereicht wird, hat man mit drei Fingern oder mit Brotstücken zu nehmen.“ In italienischen Tischregeln vom Anfang des 17. Jahrhunderts heißt es: „Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln und Löffel verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?“ Noch Ludwig XIV. aß mit den Fingern“ (3).

Bekanntlich werden auch in der westlichen Kultur Brot, Krustentiere oder Hähnchenschenkel in der Regel mit der Hand gegessen. Die Begründungen für das Essen mit den Fingern sind unterschiedlich. Oft hört man, es würde einfach besser schmecken. Oder: „Ich weiß, dass ich meine Hände gewaschen habe, kann ich das auch von jedem Besteck sagen, das in der Regel nur unter kaltem Wasser gewaschen wurde“. Dem westlichen Gast wird heutzutage in der Regel auf Nachfrage sicherlich auch Besteck gestellt. Warum aber nicht das Fingeressen einmal probieren? Dabei sollte man möglichen „Schweinereien“ vorbeugen. Es gilt, die linke Hand für den weiteren Zugriff auf Speisen sauber zu halten. Im moslemischen Süden sollte man überhaupt nicht mit der linken Hand essen, sie gilt als schmutzig.

Man wird also in der Regel zunächst mit den Fingern der rechten Hand eine zunächst kleinere Menge Reis aufgreifen. Mit Zeigefinger und Daumen presst man dann den Reis am Teller zu einer kleinen Kugel und befördert diese anschließend mit Daumendruck und den Fingerspitzen in den Mund. Am Anfang kann diese Prozedur - vielleicht zur stillen Freude der teilnehmenden Filipinos - etwas unbeholfen wirken, insbesondere wenn man auch noch Gemüse, Fisch- oder Fleischstückchen in die Reiskugel einarbeitet. Fingeressen kommt mittlerweile auch in Manila wieder etwas in Mode. Es gibt spezielle Restaurants, wo nur im Kamayan-Stil gegessen wird.

Essen mit Löffel und Gabel

Mann kann sich vorstellen, dass es relativ schwierig ist, krümeligen Reis mit einem Messer zum Munde zu führen. Hier kann eine Gabel bessere Dienste leisten. Man hält sie in der linken Hand und spießt mit ihr das Gemüse auf beziehungsweise schaufelt mit ihr den Reis auf den Löffel, den man in der rechten Hand hält. Der Löffel ist das Hauptutensil und wird manchmal sogar ausschließlich verwendet. Klar ist aber auch, dass bei einem Steak oder Gemüse der Löffel nur eingeschränkte Schneidemöglichkeiten bietet.

Diät

Der fettleibige Mensch entspricht auch auf den Philippinen nicht unbedingt dem Schönheitsideal und kann einer kritischen Beurteilung unterzogen werden. So ist es nicht überraschend, dass auch auf den Philippinen Diätwellen kommen und gehen. Schließen wir deshalb mit einem Diätwitz:

Pinoy A “I’m on a seafood diet. “
Pinoy B: “What’s a seafood diet?”
Pinoy A “When I see food, I eat it!”

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(1)Filipino Table Etiquette Under Assault by Intolerant Canadians, in: http://www.philnews.com/2006/014a.html
(2)Eine Einführung in philippinische Kochrezepte bietet das Booklet: von Zeitun /Asfahani, Philippinische Küche, Hamburg, 1996
(3) Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Essbesteck

Samstag, 9. Januar 2010

Francisco Dagohoy - Patriot im historischen Halbdunkel



Wikipedia listet insgesamt vierzig lokal begrenzte Revolten auf, die sich im Verlauf des 16.und 17. Jahrhunderts auf den Philippinen gegen das Regime der spanischen Kolonialherren mit nur wenig Erfolg richteten (1). Anlässe zur Rebellion boten politische Unterdrückung, Willkürakte und wirtschaftliche Einschränkungen und Beschwernisse. Man rebellierte u. a. gegen die umfassenden Enteignungen von Grund und Boden, die zu hohe Steuerlast, zusätzliche Zwangsabgaben, Frondienst und Gewerbeeinschränkungen.

Auch die Insel Bohol war von Aufständen nicht ausgenommen. 1621 – 1622 kam es zum Beispiel zur Revolte von Tamblot. Dieser Aufstand ist die eher seltene Ausnahme einer religiös motivierten Erhebung. Sie wurde von dem einheimischen Priester Tamblot angeführt. Er beschwor seine Landsleute, am alten Glauben der Vorväter und Ahnen festzuhalten und sich den Missionierungsbestrebungen des katholischen Klerus zu widersetzen. Die Legende berichtet, dass er einen katholischen Priester herausforderte. Der Gott solle mächtiger sein, der bei seiner Anrufung Reis und Wein aus einem Bambusrohr rieseln lassen könne. Angeblich war zum großen Erstaunen der Zuschauer nur Tamblots Gottesbitte erfolgreich. Später verschärft sich der religiöse Konflikt mit dem spanischen Klerus, der ja auch die Insel Bohol im Regierungsauftrag verwaltete. Ein Glaubenskrieg bricht aus. Rund zweitausend Boholaner folgen Tamblots Kampfaufruf. Er kann nur kurzfristig Erfolge verzeichnen. Später rückt das Militär an (fünfzig spanische Soldaten und etwa tausend Filipinos aus anderen Landesteilen) und Tamblots bewaffneter Haufen wird zusammengeschlagen. Er selbst wird exekutiert.

Der von Francisco Dagohoy ein Jahrhundert später angeführte Aufstand dauert über achtzig Jahre (1748 – 1829) und ist der längste in der philippinischen Geschichte. Es gibt nur sehr lückenhafte, manchmal auch widersprüchliche biografische Details zur Person des Franciscos Dagohoy, dessen Geburtsname wohl Francisco Sendrijas war. Wir kommen auf die spätere Namensgebung „Dagohoy“ noch zurück

Merken wir noch an, dass uns die Person des Francisco Dagohoy nur durch seine Handlungen, nicht durch persönliche Dokumente, die zum Beispiel über seine Beweggründe Aufschluss geben könnten, bekannt ist. Die wenigen historischen Dokumente, die sich auf ihn beziehen, stammen fast gänzlich aus der Feder spanischer Chronisten, die wohl kein sonderliches Interesse hatten, ihn ausführlicher zu würdigen oder gar heldenhaft zu verklären. Erst in jüngster Zeit ist ein Internetbeitrag von dem Nachfahren Eduardo Dagohoy erschienen, der sich alte Familienberichte stützt und einige neue Aspekte liefert (2).

Über Kindheit und Jugend des Francisco Dagohoy liegen nur wenige Informationen vor. Bekannt ist nur, dass er 1724 in Cambitoon, in der Nähe von kleinen Stadt Inabangan als zweiter Sohn der Familie geboren wurde. Schon früh nimmt er eine leitende Funktion in der Stadt Inabangan ein. Seine weitere Lebensstrecke ist nun eng verknüpft mit dem Schicksal seines älteren Bruder Sagarino.

Sein Bruder Sagarino, der Kirchendiener und Wachmeister war, erhält von dem Jesuitenvater Gaspar Morales den Auftrag, einen glaubensabtrünnigen („renegade“) und flüchtigen Indio zu verhaften. Dass Sagarino diesen Auftrag erhielt, läßt Kirchennähe und Kirchentreue vermuten – umso erstaunlicher die spätere Reaktion des hochehrwürdigen Jesuitenpaters. Sagarino bricht auf. Es kommt zum Kampf, in dessen Verlauf der Abtrünnige aber Sagarino tötet. Francisco sucht und findet den Leichnam seines Bruders und bittet den Jesuitenvater um ein kirchliches Begräbnis seines getöteten Bruders. Der Pater ist über Sagrinos Misserfolg verärgert und schlägt die Bitte mit dem Hinweis ab, dass die beiden Kombattanten sich duelliert und damit eine Totsünde begangen hätten. Nach dem Kirchenrecht sei kein Anspruch auf ein kirchliches Begräbnis gegeben(3). Basta. Drei Tage läßt der wütende Francisco den verwesenden Leichnam seines Bruders vor der Kirche liegen, bis er ihn schließlich ohne kirchlichen Segen verbrennen läßt.

Mit dem Vorfall ist die Lunte für die nunmehr einsetzenden jahrzehntelangen Kämpfe und Auseinandersetzungen ist gelegt. Der persönliche Konflikt um die Beerdigung des Bruders bekommt weiterreichende politische Dimensionen. Francisco Dagohoy fordert jetzt die Inselbewohner zum Kampf gegen die Spanier auf. Er propagiert und proklamiert ein freies, von Spanien unabhängiges Bohol. Man beachte – er fordert nur ein freies Bohol. Noch gibt es kein auf den gesamten Inselarchipel sich beziehendes Nationalbewusstsein.

Seine Revolte findet viel Zuspruch und Unterstützung in der Bevölkerung. Anfänglich stützt er sich auf rund 3000 Gefolgsleute, die Zahl steigt bis 1770 auf etwa 20.000 Mitkämpfer an. Dagohoy errichtet sein mit Felsen befestigtes, höhlenreiches Hauptquartier in einer entlegenen Bergregion in der Nähe der Ortschaften Inabangan und Talibon. Von hier aus startet er Blitzüberfälle ins Tiefland. Dagohoy erweist sich als exzellenter Guerillakämpfer mit ausgezeichneten Geländekenntnissen. Er greift spanische Garnisonen an und plündert Kirchen. Insbesondere auf die Jesuiten hat er es abgesehen. Der Jesuitenpater Morales, der das kirchliche Begräbnis seines Bruders verweigerte, wie auch der italienische Jesuitenpater Lamberti werden getötet. Mehr du mehr Landesteile gelangen in seinen Einflussbereich, sicher sind sich die Spanier nur noch in einigen befestigten Küstenstädten.

Dagohoys Person wird bald zum Mythos. Das zeigt sich schon an seinem neuen Namen. Der ursprüngliche Nachname war vermutlich Sendrijas – jetzt lautet sein Kampfname Dagohoy. Der eingekürzte Name will zum Ausdruck bringen, dass er sich - auch mit Hilfe bestimmter Talismane und Amulette - wie der Wind bewegen kann. Phantastische Fähigkeiten werden ihm in diesem Zusammenhang zugeschrieben. So soll er soll sich unsichtbar von Hügel zu Hügel und von Flussufer zu Flussufer haben schwingen können.

Dagohoy regiert die von ihm kontrollierten Gebiete wie ein Datu (Häuptling) der vorspanischen Zeit. Er ist in Personalunion oberster Richter, Verwaltungschef und Militärkommandeur und er bewältigt diese Aufgaben jahrzehntelang und offenbar relativ konfliktlos mit großem Geschick. Er konfisziert die großen spanischen Haciendas und verteilt das Land unter die Leute. Jes Tirol ist der Ansicht, dass diese erste „Landreform“ noch heute die Grundverteilung auf Bohol bestimmt (4). Zur Person selbst ist noch anzumerken, dass seine Ehe mit der schönen Berinja Bugsok kinderlos bleibt. Aus diesem Grund akzeptiert Berinja auch, dass er mit anderen Frauen schläft und mit ihnen Kinder zeugt. Es wird ferner berichtet, dass das Hauptquartier des Tierfreunds Dagohoy teilweise an einen zoologischen Garten erinnert hätte.

Verständlich, dass die Erfolge Dagohoys die Machthaber in Manila beunruhigen. 1747 wird die erste größere Strafexpedition gegen die Rebellen in Marsch gesetzt. Sie scheitert wie so viele andere, die von den nachfolgenden Gouverneuren nach Bohol gesandt werden. Die spanischen Machthaber können sich aber in diesen Jahrzehnten nicht voll auf die Niederschlagung der Revolte in Bohol konzentrieren. Sie haben an mehreren Fronten zu kämpfen. 1762 greifen die Briten mit 13 Schiffen und 6.800 Mann Manila an und setzen sich dort bis zum Friedensvertrag von Paris im Jahre 1764 fest. Etwa zur gleichen Zeit revoltiert Diego Silang zunächst sehr erfolgreich im nördlichen Ilocos gegen die Kolonialherren und ruft dort eine eigene Regierung aus (5). Schließlich mehren sich auch die Piratenangriffe der Moros in Visaya und Luzon.

Immer wieder kommt es zu Friedensgesprächen. Man bietet Dagohoy und seinen Gefolgsleuten Amnestie an. Ein Erzbischof erklärt sich bereit, die Ordensgeistlichen durch weltliche, auch einheimische Priester zu ersetzen. Doch Dagohoy hält an seinem Unabhängigkeitskonzept unverändert fest.

Um die Jahrhundertwende stirbt Dagohoy. Kein amtliches Dokument vermerkt jedoch das genaue Todesdatum von Dagohoy. Die Historiker sind sich jedoch einig darüber, dass er vor 1829, dem Ende der Revolte auf Bohol, gestorben ist. Dass Dagohoy von den Spaniern gefangen genommen und getötet wurde, ist Einzelmeinung des philippinischen Historikers Isidro Abeto(6). Meistens wird unterstellt, dass er an Altersschwäche oder Krankheit gestorben sei. Am konkretesten äußerte sich 2008 der Nachfahr Eduardo Dagohoy. Nach ihm hat Dagohoy ein wahrhaft biblisches Alter erreicht.„Francisco Dagohoy lived till he was 101, died of rabies (Tollwut), probably in 1825 (2).
Mit dem Tod Dagohoys endet die Revolte auf Bohol nicht, sie ist jedoch durch den Tod ihres charismatischen Führers geschwächt. Die Brüder Handog und Auag setzen den Kampf fort. Die Fortführung des Kampfes zeigt, dass der Aufstand auf Bohol nicht nur der persönliche Rachefeldzug des Francisco Dagohoy war.

1827 können sich die Kämpfer einer spanischen Strafexpedition mit 2200 Soldaten noch widersetzen. Im April 1828 landet jedoch wieder ein starkes, diesmal mit Artilleriegeschützen bewaffnetes Truppenkontingent auf Bohol. Es kommt zu heftigen Kämpfen, in deren Verlauf mehr als 400 Rebellen getötet wurden. Die Spanier siegen schließlich. Während einige Kämpfer in ihren Höhlen verbleiben und lieber an Hunger und Durst sterben, fliehen Tausende fliehen in andere Provinzen. Etwa 20.000 Rebellen geraten in Gefangenschaft und werden später von dem liberal gesonnenen Gouverneur Ricafort amnestiert.

Die Würdigung Dagohoys als Patriot setzt auf den Philippinen relativ spät ein. 1953 gab Vizepräsident Carlos P. Garcia der Landwirtschaftskolonie Colonia in Angedenken an Dagohoy den Namen „Municipality Dagohoy“. Eine von den Vereinigten Staaten übernommene und mittlerweile außer Dienst gestellte Fregatte bekam seinen Namen. Etwa zwei Autostunden von Tagbiliran City entfernt gibt es nahe der Ortschaft Danao die nicht ganz leicht zu erreichend historische „Francisco Dagohoy Cave“ mit ihren wunderbaren, zum Teil golden schimmernde Stalagmiten und Stalaktiten sowie einem unterirdischem Wasserlauf. Bei der Ortschaft Danao erinnert auch eine etwas versteckte Gedenktafel an den philippinischen Patrioten.

Die Ortschaft Danao galt bis in jüngerer Zeit als „hot spot“ mit stärkerer NPA-Durchdringung. Es ist nicht auszuschließen, dass einige der NPA-Untergrundkämpfer sich - bei gleichwohl veränderter Feindlage - auch in der Nachfolge des Rebellen Francisco Dagohoy sahen und sehen.

© Wolfgang Bethge, 2010
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(1) Philippine revolts against Spain, http://en.wikipedia.org/wiki/Philippine_revolts_against_Spain

(2) Eduardo Dagohoy, The Hero of Bohol, http:// franciscodagohoythehero.blogspot.com

(3) Es gibt auch andere, weniger häufiger anzutreffende Darstellungen des Vorfalls, die jedoch dieselben Folgen haben. Der Historiker Antonio M. Molina unterstellt, dass das Duell tatsächlich stattgefunden hat und Francisco die vom Kirchenrecht gebotene Handlungsweise des Jesuitenpriesters Morales einfach nicht verstand (The Philippines through des Centuries, 1960, S. 171).

Bei Renato Constantino, einem anderen philippinischen Historiker, sind die Rollen vertauscht. Sagarino ist der vom „wahren“ Glauben abgefallene Flüchtige, der im kirchlichen Auftrag von einem Wachmeister verfolgt wird. Im Kampf kommen beide zu Tode (zitiert nach: The Boholano Revolution Against Spain, in: http://www.ualberta.ca/~vmitchel/alan-article.html).

(4) Jes Tirol, Legacy of the Dagohoy Revolution, in: http://www.boholchronicle.com/2007/aug/26/opion2.htm

(5) Auch der in derselben Zeitspanne rebellierende tief religiöse Diego Silang ruft 1762 lediglich die Unabhängigkeit von Ilocos aus. Vgl. hierzu: W. Bethge, Diego und Gabriela Silang – Los Indios Bravos y Fideles, in: http://bethge.freepage.de/silang.htm

(6) Isidro Escare Abeto, Philippine History, reassessed, http://quod.lib.umich.edu/cgi/text/pageviewer=idx?c=philamer;cc=philamer;q1=Dagohoy;rgn=full%20text;idno=akm8935.001.001;didno=AKM8935.001.001;view=image;seq=198;page=root;size=s,frm=frameset;